Die Kalai-Smorodinsky-Lösung zur Modellierung von Lohnverhandlungen: Theoretische und experimentelle Untersuchungen
Die Kalai-Smorodinsky-Lösung zur Modellierung von Lohnverhandlungen: Theoretische und experimentelle Untersuchungen
Prof. Dr. Andreas Knabe
Gewerkschaften spielen in vielen europäischen Ländern eine entscheidende Rolle bei der Bestimmung der Lohnentwicklung und der Arbeitsbedingungen. Zur ökonomischen Analyse solcher kollektiv agierenden Arbeitsmarktakteure ist es daher notwendig, das Verhalten von Gewerkschaften explizit in theoretischen Modellen abzubilden. In der theoretischen Arbeitsmarktökonomik werden Lohnverhandlungen im Allgemeinen mit Hilfe der Nash-Verhandlungslösung modelliert. Experimentelle Studien haben aber Zweifel an der empirischen Relevanz dieser Verhandlungslösung aufkommen lassen.
Im ersten Teil dieses Forschungsprojekts wird daher untersucht, welche Auswirkungen die alternative Anwendung der Kalai-Smorodinsky-Lösung im Vergleich zur Nash-Lösung in gängigen theoretischen Arbeitsmarktmodellen hat. Im ersten Teil des Projekts wird die Kalai-Smorodinsky-Lösung in Modelle des allgemeinen Gleichgewichts bei imperfektem Wettbewerb sowie in Such- und Matchingmodelle des Arbeitsmarkts integriert und auf ihre Auswirkung bezüglich der gleichgewichtigen Arbeitslosigkeit und der Möglichkeit hin untersucht, diese durch politische Instrumente zu beeinlflussen. Erste Ergebnisse dieses Projekts zeigen, dass die Wahl der Verhandlungslösung kritische Auswirkungen auf die Bewertung der Wirkung der Arbeitsmarktpolitik, zum Beispiel von Mindestlöhnen, haben kann.
Im zweiten Teil des Projekts werden diese Ergebnisse empirisch und experimentell überprüft. Dazu wird die theoretisch abgeleitete Hypothese, dass selbst nicht-bindende Mindestlöhne bei Kalai-Smorodinsky-Verhandlungen lohnerhöhend wirken können, experimentell überprüft. Dazu werden im Labor Lohnverhandlungen nachgebildet, in denen ein niedriger Mindestlohn eingeführt und in späteren Runden sukzessive erhöht wird. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Kalai-Smorodinsky-Lösung tatsächlich im Labor beobachtete Lohnverhandlungen besser beschreiben kann als die Nash-Lösung.