Neubewertung des Grünen Paradoxons

Neubewertung des Grünen Paradoxons

Dipl.-Vw. Hendrik Ritter

In diesem gemeinsamen Forschungsprojekt mit Mark Schopf (Universität Paderborn, Master-Absolvent der FWW) werden Aspekte des sogenannten „Grünen Paradoxons“ näher beleuchtet. Das Grüne Paradoxon beschreibt einen Effekt in der Umwelt- und Ressourcenökonomik, der von Hans-Werner Sinn (2009) so benannt und von ihm folgendermaßen beschrieben wird: „Wenn die Ressourceneigentümer erwarten, dass die grüne Politik im Laufe der Zeit immer grüner wird, wie es bislang der Fall war, dann wird die Rendite der im Boden belassenen Ressourcen verringert, und es entsteht ein Anreiz, diese Ressourcen möglichst schnell zu versilbern. Es kommt heute mehr CO2 in die Atmosphäre, die Erderwärmung beschleunigt sich. Das ist das grüne Paradoxon.“

Das Argument basiert auf dem fundamentalen Ergebnis der Ressourcenökonomik (Hotelling 1931), dass die optimale zeitliche Aufteilung der Extraktion dadurch gekennzeichnet ist, dass der Eigner der Ressource indifferent bezüglich der Extraktion der letzten Einheit innerhalb einer bestimmten Periode und der Verschiebung der Extraktion dieser Einheit in eine spätere Periode ist. Es findet also ein Ausgleich der (diskontierten) Nettoerträge statt. Wenn nun die Ankündigung einer zukünftigen Verschärfung der Klimapolitik die zu erwartenden Nettoerträge der Zukunft mindert, führt dies zu einer Ausweitung der Extraktion in der Gegenwart.

Das Forschungsprojekt soll insbesondere beantworten, unter welchen Bedingungen nicht nur das oben beschriebene „einfache“ oder „schwache“ Grüne Paradoxon (Beschleunigung der Treibhausgasemission als Reaktion auf eine „grüne“ Politik) auftreten, sondern es sogar zum Auftreten des sogenannten „starken“ Grünen Paradoxons kommen kann. Mit dem starken Grünen Paradoxon wird der Effekt umschrieben, dass eine vermeintlich Grüne Politik möglicherweise nicht nur zu einer Beschleunigung des Klimawandels führen kann, sondern dass durch Verschiebungen relativer Preise der Abbau vormals unrentabler Reserven lukrativ wird und damit die Menge der insgesamt über die Zeit ausgestoßenen Treibhausgase ansteigt. Um diese Analysen zu ermöglichen, wird ein allgemeines Gleichgewichtsmodell von Eichner & Pethig (2011), das die Bedingungen für ein Auftreten des einfachen Grünen Paradoxons bestimmt, um jene Eigenschaften erweitert, die zur Beantwortung dieser Fragen notwendig sind. Die zentrale Abwandlung ist hierbei die Endogenisierung der Abbaukosten der Ressource.

Letzte Änderung: 01.03.2019 - Ansprechpartner: Webmaster